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20.12.2025
20.12.2025 14:48 Uhr

Wenn Rollstühle fliegen lernen

Julius und Edelyn heben ab - und entführen das Publikum in neue Sphären. Bild: Ursula Litmanowitsch
Noch bis am 31. Dezember gastiert der Weihnachtscircus «Salto» mit der Show «Revoluzio» in Kloten und präsentiert eine Sensation: Erstmals zeigen zwei Artisten eine Luftakrobatik-Nummer mit Rollstühlen. Von Ursula Litmanowitsch.

Julius und Edelyn aus den Philippinen lassen Grenzen verschwinden – und Herzen höher schlagen. Was einst als Behandlung begann, ist zur Weltklasse geworden. Doch von vorne: Die Geschichte der beiden liest sich wie ein modernes Zirkusmärchen.

Eine einfach Frage

Julius (41), Orthopädietechniker, fertigte seinerzeit eine Beinprothese für die damals 20-jährige Edelyn an. Ein medizinischer Termin, der alles veränderte. «Kannst du tanzen?», fragte er sie eines Tages. Aus dieser einfachen Frage entstand eine aussergewöhnliche Partnerschaft – und eine Karriere, die die Zirkuswelt auf den Kopf stellt.

Die beiden Stars der Salto-Show zeigen Artistik auf höchstem Niveau. Bild: zVg

Von der Werkstatt in den Zirkus

Drei Jahre harte Arbeit, Training und Rückschläge folgten, bis aus einer Idee Realität wurde. Heute sind Julius und Edelyn Weltmeister im Paratanz, repräsentieren ihr Heimatland an internationalen Wettbewerben – und schreiben nun Zirkusgeschichte.

Ariel-Spektakel

Für die Show «Salto Revoluzio» gingen sie noch weiter: mit einer spektakulären Aerial-Nummer, wie sie die Welt noch nie gesehen hat. Extra für diese Weltpremiere engagierten sie auf den Philippinen einen Aerial-Coach und entwickelten ihre Performance bis zur Perfektion.

Mehr als Artistik – eine Mission

Was das Publikum sieht, ist nicht nur Akrobatik, sondern gelebte Inklusion. Wenn Julius und Edelyn gemeinsam abheben, werden Rollstühle zu Flügeln. Julius, Vater von drei Kindern,  dazu:«Ich möchte Menschen mit Behinderungen zeigen, dass sie mehr können, als sie selbst glauben.»

Neben der Luftnummer brilliert das Duo mit fünf lateinamerikanischen Tänzen – von Rumba über Cha-Cha bis Paso Doble – auf internationalem Spitzenniveau.

Die Nummer klappt perfekt - und dahinter steckt ein Trainingsaufwand, wie ihn sonst nur Olympiasiegerinnen kennen. Bild: zVg

Träume trotz Widerständen

Der Weg an die Weltspitze war steinig. Die Unterstützung der philippinischen Regierung für das Paratanz-Team wurde kürzlich gestrichen. Doch Aufgeben war keine Option. Und so baut Julius weiterhin Prothesen und Rollstühle, um seine Familie zu ernähren.

Edelyn studiert parallel Betriebswirtschaft.«Die Schweiz war immer mein Traum», sagt Julius. «In einem richtigen Zirkus aufzutreten – das ist die Erfüllung meines Lebens.»

Ein Auftritt, der alles verändert

Wenn Julius und Edelyn in der Show «Salto Revoluzio» unter der Zirkuskuppel schweben, hält das Publikum den Atem an. Grenzen lösen sich auf. Perspektiven verschieben sich.

Das Unmögliche wagen

Noch bis am 31. Dezember in Kloten zeigen die beiden Ausnahmekünstler, dass wahre Kunst und Artistik keine Barrieren kennen – und dass manchmal genau dort Innovation entsteht, wo Menschen den Mut haben, das Unmögliche zu wagen.

In den Salto-Zelten wird deutlich, dass es in der Akrobatik keine Grenzen gibt. Bild: Thomas Renggli
Ursula Litmanowitsch